Musikvideos und Videostreaming sind heutzutage unverzichtbar, um sich als Musiker oder Band auch abseits der Bühne zu präsentieren. Allerdings kann es verständlicherweise Bedenken geben, weil die Technologie komplex erscheint. Doch sowohl in der Musik- als auch in der Videotechnik hat sich viel entwickelt, was den Einstieg deutlich erleichtert hat. Ob man jetzt einen Auftritt im Internet streamt oder einen neuen Release mit einem professionellen Video promotet: Es ist genauso einfach wie Audio-Podcasts in Video-Podcasts umzuwandeln oder Tutorials auf YouTube hochzuladen.
Dieser Ratgeber soll Dir helfen herauszufinden welche Art von Equipment für welchen Zweck benötigt wird – damit Du problemlos loslegen kannst!
Kameras
Die Kameras, die es gibt sind wirklich unglaublich und kommen in ganz verschiedenen Ausführungen und Preisklassen. Aber auch die Anforderungen an die Personen, die die Kamera bedienen soll sind sehr unterschiedlich. Je teurer das Gerät ist, desto mehr Möglichkeiten hat man als Kameraleute.
Was für eine Kamera Du Dir anschaffst, hängt vor allem von dem Look ab, den Du erzielen möchtest. Willst Du einen szenischen oder dokumentarischen Look? Falls Du Dich für den szenischen entscheidest, besteht die Kamera nur aus dem Wichtigsten und der Rest kommt als Zubehör hinzu. Für den dokumentarischen Look sollte die Kamera möglichst viele Funktionen bereits integriert haben.
Wenn Du Dich für eine Kamera mit eingebautem Objektiv entscheidest, bietet dies oft Motorzoom und Autofokus. Wechselobjektive sind eventuell schon vorhanden – und haben oft eine höhere Qualität. Wenn Du entscheidest, Speicherplatz zu sparen, zeichnen die Kameras meist auf SD-Karten auf und verwenden das gute H.264-Format. Eventuell werden teurere Speichermedien fällig und ein leistungsstarker Computer für RAW- oder ProRes-Formate, wenn du Potenzial für die Nachbearbeitung haben möchtest. Die Kamera braucht einen HDMI-, besser noch einen SDI-Ausgang, wenn du damit live streamen möchtest. Die Kamera braucht XLR-Eingänge und Audio-Einstellmöglichkeiten, wenn du kein externes Mischpult benutzt.
Licht
LEDs sind die vorherrschende Lichtquelle, weil sie günstig, effizient und vielseitig sind. Sie gibt es in unzählbaren Varianten – einfarbig (bunt, warmweiss oder kaltweiss), bicolor (stufenlos von warmweiss nach kaltweiss regelbar) oder mehrfarbig (RGB plus x). Halogen-Lichtquellen haben eine bessere Lichtqualität als alle anderen Arten der Lichterzeugung, aber die Effizienz lässt sehr zu wünschen übrig: Eine 200-Watt-LED hat eine ähnliche Lichtleistung wie ein 1000-Watt-Halogenstrahler!
HMI-Lampen, auch bekannt als Halogendampflampen, sind zwar selten aber dennoch wollen wir sie nicht unerwähnt lassen. Vor allem im Bereich über 1500 Watt spielen sie ihre Stärken aus – und das Beste ist, dass sie ein tageslichtähnliches Spektrum abgeben. Allerdings benötigen diese Lampentypen ein klobiges Vorschaltgerät und sind wenig dimmbar.
LED-Technik hat es endlich möglich gemacht, Flächenleuchten praktisch zu verwenden. Ihr vielseitiges und weiches Licht ist ideal für verschiedene Videos. Scheinwerfer können durch die Nutzung von Linsen fokussiert werden und Open-Face- oder Reflektor Scheinwerfer können durch das Verschieben des Leuchtmittels in Bezug auf den Reflektor ebenfalls gut fokussiert werden.
Ton
Alles, was auch auf der Bühne, im Tonstudio oder im Podcast guten Sound macht, funktioniert fürs Video genauso. Gleichzeitig hört ein Video-Zuschauer im heimischen Ohrensessel – vielleicht sogar mit einer guten Stereoanlage – wesentlich kritischer als ein Festival-Besucher oder ein Podcast-Hörer mit Billig-Stöpseln.
Wenn man an eine Videoproduktion denkt, sollte man an die Tonqualität denken. Die Tonmischung sollte also mit gleicher Akribie und auf einem guten Niveau erfolgen, genauso wie bei der CD-Produktion. Es gibt aber auch Tontechnik, die speziell für Videoproduktionen entwickelt wurde: zum Beispiel Ansteckmikrofone und mobile Tonmischer. Die Eigenschaften, die diese Geräte gemeinsam haben sind meistens Robustheit, Portabilität und Einfachheit in der Bedienung.
Bildmischer
Der Bildmischer ist das Wichtigste bei einer Liveübertragung- unabhängig davon, ob die Bilder gestreamed, aufgezeichnet oder über eine Grossbildleinwand übermittelt werden sollen. Er sorgt normalerweise dafür, dass die richtigen Kamerabilder am richtigen Ausgang anliegen und stellt ausserdem sicher, dass Übergänge, Effekte und Schnitte gut aussehen. Das grundlegende Konzept eines Bildmischers hat sich seit Jahrzenten nicht geändert: Man wählt aus einer Reihe von Knöpfen (jeder zugeordnet mit einer Bildquelle) das gewünschte Bild aus und schaltet es “auf Sendung”. Zusätzliche Tasten erlauben Voreinstellungen oder weitere Ausgabebelegungen.
In den letzten Jahren sind Bildmischer auch für kleinere Budgets erschwinglich geworden. Immer mehr Hersteller bauen ihre Technik in kompakte, portable Gehäuse, mit denen auch Live-Produktionen mit zwei, drei oder vier Quellen möglich sind – und das Beste ist: Diese haben ihre Ein- und Ausgänge stets auf der Rückseite. Auch bei einigen grösseren Bildmischern ist das noch der Fall, aber irgendwann wird dort der Platz knapp – ab 10 Eingängen ist der Bildmischer in der Regel ein Rack-Gerät und die separate Bedieneinheit wird über Ethernet angeschlossen. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass es am Arbeitsplatz ruhiger wird: Alle störenden Lüftergeräusche sind dann in ein weiter entferntes Rack verbannt.
Schnitt
Die erste Frage, die man sich beim Schnitt stellen muss ist, welches Programm man nehmen will. Das kommt ganz auf die persönlichen Vorlieben an – aber auch auf das Betriebssystem und wie leistungsstark der Computer ist. Im Internet sind gute kostenlose sowie auch Bezahlte Programme zu finden.
Wenn Du mit deinem Handy drehst, kannst Du es auch direkt mit dem Handy schneiden. Apple bietet dafür die kostenlose und sehr sichere Schnitt-App “iMovie” an.
Je aufwändiger ein Film wird mit Effekten, Farbkorrektur, Titeleinblendungen und Zeitlupen, desto mehr Rechenleistung benötigt der Computer. Videobearbeitung nimmt alle relevante Komponente des Computers in gleicher Weise in Anspruch. Kurz gesagt: Egal welche Tricks Du beim Schneiden deiner Videos verwendest – für die beste Performance solltest Du Dir eine SSD, den neusten Prozessor sowie eine starke Grafikkarte und genug Arbeitsspeicher zulegen!
Zum Equipment empfehlen wir beim Schneiden Referenz-Bildschirme und -Abhörlautsprecher. Denn damit kannst Du sicher sein, dass der frisch fertiggestellte Film beim Zuschauer genauso aussieht und sich genauso anhört, wie Du ihn Dir vorstellst.
Zubehör
Ein gutes Stativ ist für eine Videoproduktion unabdingbar. Denn nur so kann man wackelige Aufnahmen vermeiden und seekranke Zuschauer haben keine Chance mehr. Wichtig hierbei ist, dass das Stativ der Wahl auch einen hohen Traglastindex hat. Sprich: Wenn die Kamera (mit allem Zubehör) fünf Kilo wiegt, sollte mindestens genauso viel Gewicht das Stativ aushalten – aber natürlich immer etwas mehr, damit es in den nächsten Jahren noch zu gebrauchen ist.
Es gibt nichts Besseres, als sein eigenes Musikvideo auf Miami zu drehen – sofern man dafür entweder genug Geld hat oder aber einen sogenannten Greenscreen. Das Prinzip ist ganz simpel: Eine grüne Leinwand wird als Hintergrund benutzt und im Schnittprogramm oder vom Bildmischer werden alle grünen Elemente des Videos ersetzt, sodass der gewählte Hintergrund sichtbar wird. Dies funktioniert am besten, falls die Leinwand gut beleuchtet ist und möglichst wenige andere grüne Sachen vor der Leinwand (z.B. Darsteller und Requisiten) zu erkennen sind. Zum Glück ist es deutlich leichter umzusetzen, als bis nach Miami zu fliegen und auch die Hintergründe können relativ fix zusammengebaut / hergestellt werden. Auf dem Markt finden Sie die verschiedensten Greenscreen Möglichkeiten welche von RollUp Grösse bis ganze Raumeinrichtungen existieren.
Das Beste an einer Liveproduktion ist, dass man sie sich später noch mal anschauen kann. Daher haben Ingenieure schon früh die benötigten Aufnahme- und Wiedergabegeräte erfunden. Bis in die 2000er funktionierten diese mit Magnetbändern (daher auch heute noch ‘MAZ’ für ‘Magnet(band)aufzeichnung’), aber heutzutage verwendet man SSDs oder Speicherkarten. Diese Recorder sind gut zum Abspielen von Vorspann, Abspann oder Einspielfilmen sowie zum Aufnehmen der fertigen Produktion geeignet. Manche ähneln den klassischen MAZen, andere haben einen integrierten Monitor und Touchscreen-Steuerung.
Am Ende einer Videoproduktion steht der Weg des Videos ins Internet. Wenn das Video fertig geschnitten ist, ist das einfach: hochladen – fertig. Aber bei einer Live-Produktion wird das Ganze deutlich komplizierter, weil das Video oft nur als HDMI- oder SDI-Signal aus dem Bildmischer oder der Kamera kommt. Also, wenn man keinen Bildmischer mit eingebauter Livestream-Funktion hat, muss man den Umweg über einen sogenannten Encoder gehen. Der bereitet das Videosignal auf und schickt es entweder über USB oder Thunderbolt an einen Computer oder über das Netzwerk direkt an die passende Streaming-Plattform. Dabei reicht die Auswahl von einfachen Encodern in USB-Stick-Form bis hin zu Rack-Geräten, die 4K-Signale über das Mobilfunknetz direkt an YouTube, Facebook und co. senden.
Fazit
Videotechnik ist heutzutage so weit fortgeschritten, dass es ein Kinderspiel ist. Dies ist nicht nur deshalb der Fall, weil viele Automatikfunktionen komplexe und komplizierte Aufgaben übernehmen, sondern auch, weil man schon mit einem kleinen Budget professionelle Videos produzieren kann.
Die richtige Videotechnik ist nur die eine Hälfte dessen, was für ein perfektes Ergebnis nötig ist. Die andere besteht darin, sich mit Kamera & Co auszukennen und die Handhabung zu beherrschen. Beachte immer die Qualität, denn schon ein billiges Kabel oder eine SD-Karte vom Discounter kann schon die Aufnahme des Videos und damit die ganze Produktion ruinieren.
Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind und die Produktion gut geplant ist, steht einem grossartigen Live-Video, einem aufsehenerregenden Podcast, lehrreichen Video-Tutorials, dem Internet-Streaming oder der eigenen Musik auf DVD nichts mehr im Weg.